Was gibt es Neues?
Hunde-Kurzgeschichten - Adventkalender
6.12.
Jay - Bo und das rosa Teil
Wer kennt sie nicht, die Hundewiesen, auf denen sich Hunde und Zweibeiner treffen, um sich auszutauschen.
Ich war gerne dort. Es gab immer jemandem zum Spielen und Quatschen. Für genug Schatten sorgten die hohen Bäume, wenn die Sonne wieder einmal auf das Fell prallte.
Für manche Vierbeiner war es ein Treffpunkt mit Freunden und viel Spaß unter den Pfoten. Für die anderen lästiges Aufeinandertreffen zum Zwecke sozialen Austausches. Oder eben, weil es ihr Leinenführer so bestimmte.
Apropos Leinenführer. Diesen Begriff, oder auch gern mal Leinenhalter, benutze ich gern für diejenigen Zweibeiner, die nicht viel Ahnung haben, mit wem sie es da am anderen Ende der Leine zu tun haben.
Leider sind gerade die von sich so überzeugt, alles richtig zu machen, dass es einem weh tut.
Meine Menschen nenne ich Rudel, Familie, Herrchen und Frauchen, Zweibeiner, meine Menschen oder Alina und Tim. Mein Rudel ist klasse, denn sie verstehen mich und meine Bedürfnisse.
Dann gibt es noch die Hundehalter oder Hundebesitzer. So nenne ich eine ganz besondere Spezies Mensch. Das sind die allerschlimmsten. Was diese Menschen nicht begreifen: Man besitzt uns nicht! Nicht zum Angeben und gleich gar nicht fürs Geld verdienen.
Wir sind Lebewesen, mit Gefühlen und Wünschen.
Wer das anders sieht, ist kein Hundefreund.
Wir sind so viel mehr: Freunde, Familienmitglieder, Tröster in schweren Stunden und Gesellschafter, wenn jemand alleine oder krank ist. Oder auch Aufpasser, ob nun auf das Rudel, die kleinen Zweibeiner oder auf dies Sachen, die den Menschen gehören.
Wir sind kein Ding, dass man sich „anschafft“.
So! Das musste ich mal loswerden.
Wo war ich? Ach ja, die Hundewiese.
Wir waren fast jeden Tag dort. Meistens Spätnachmittag.
Oft liefen wir in zügigem Tempo los. Zum Glück wurde Frauchen von alleine langsamer. Ich hatte es nicht so mit dem lange und schnell Laufen. Lange ja, aber bitte in ruhigem Tempo. Bin schließlich kein Windhund, sondern ein Hütehund.
Meistens waren wir vier oder fünf Fellnasen, die sich auf der Wiese trafen. Das war jedes Mal ein ‚Hallo‘! Vor allem, wenn mein Kumpel Horst da war.
Horst ist jünger als ich. Er muss noch viel lernen. Vor allem, dass er nicht immer gleich losrennen darf, sobald er etwas Interessantes sieht.
Das Problem ist, bring einem Beagle mal bei, dass er nicht alles jagen darf, nur weil es sich bewegt. Schwierig. Aus dem Grund muss mein Freund auch an der Schleppleine laufen. Das sorgt allerdings auch oft genug für witzige Momente, wenn er losflitzt und seine Leine den einen oder anderen ungewollt von den Pfoten holt.
So wie bei Susi.
Susi ist unser kleines Sonnenscheinchen. Ein wenig tollpatschig, aber lieb. Das scheint bei den King-Charles-Spaniels normal zu sein. Sie ist beinahe so alt wie ich. Horst ist völlig verknallt in die Kleine. Kann ich gut verstehen.
Und dann ist da noch Bo.
Bo ist etwas ganz Besonderes. Zumindest für mich.
Sie war die Erste, die mich auf der Wiese begrüßt hatte. Bo und Tim habe ich es zu verdanken, dass ich den Menschen gegenüber wieder Vertrauen fassen konnte. Das war lange Zeit nicht so.
Bo ist eine Deutsche Dogge. Tschuldigung, eine ‚Tigerdogge‘. Darauf legt sie ganz besonderen Wert. Sie ist eine wahre Lady und etwas älter als ich. Mit ihrer Lebenserfahrung und natürlichen Ruhe hat sie nicht nur mir, sondern auch so manch anderem Vierbeiner geholfen, besser mit seinem Leben klarzukommen.
Von ihr habe ich viel gelernt. Sie ist meine beste Freundin.
Leider ist Bo nicht so gern auf der Hundewiese. Sie mag das Gewusel der anderen zumeist jüngeren und aufgeregten Hunde nicht. Regelmäßig flitzen sie zwischen ihren langen Beinen hindurch, wenn sie sich gegenseitig jagen.
Die Hündin ist ein entspannter Typ. Entsprechend locker steht sie meistens im Gelände rum. Bei der Gelegenheit haben die anderen Bo auch schon das eine oder andere Mal umgekegelt. Sollte man nicht glauben, bei der großen Lady.
Hinlegen mag sie sich nicht. Zu viele Hundehaufen, wie sie sich oft genug beschwert.
Kann ich verstehen. Ist auch nicht mein Ding.
Ich verstehe manche Artgenossen nicht, die überall ihren Scheiß hinterlassen, egal wo die sind. Deren Zweibeinern ist das egal, Hauptsache ihr Liebling hat fein „Kacki“ gemacht.
Verstehe einer die Menschen.
Frauchen und ich kamen bei der Hundewiese an, wo ich meine Freundin sofort entdeckte.
„Hey, Bo, alles in Ordnung?“, fragte ich sie, nachdem ich abgeleint war. Den unzähligen Tretminen ausweichend trabte ich zu ihr.
„Geht so“, brummte sie und schaute missmutig zu Lucy, ihrem Frauchen.
„Was ist los?“ Mein Blick ging ebenfalls zu den Zweibeinern. Die standen in einer Gruppe zusammen und pflegen das Ritual des Pfoten-Gebens. Danach schaute ich mich nach meinen beiden anderen Kumpels um.
Horst, mit seiner unvermeidlichen Schleppleine, hatte scheinbar wieder etwas Interessantes gefunden, so konzentriert wie er den Boden absuchte. Susi hatte mich auch noch nicht bemerkt. Sie war so mit sich selbst beschäftigt, dass man daran zweifeln konnte, dass auch in ihr ein Jagdhund schlummern sollte.
Ich wandte mich wieder Bo zu.
„Sag schon, was ist los?“
Laut schnaufte Bo die durch die Nase. Dann wanderte ihr Blick über die Wiese und wurde ... ich konnte es kaum glauben ... noch trauriger, bevor sie mich wieder ansah.
„Irgendetwas Unheimliches passiert bei mir zu Hause. Die wollen mich loswerden.“
Ein eiskalter Schauer erfasste mich.
Allein der Gedanke, mein Rudel verlassen zu müssen, ließ mich zusammenzucken. Die arme Bo. Betroffen hörte ich ihr weiter zu.
„Zuerst fing es ganz harmlos an. Keine Ahnung weshalb, aber der Geruch veränderte sich. Nicht unangenehm, das muss ich zugeben. Dann flüsterten und kicherten die beiden. Dabei schauten sie mich immer so seltsam an. Als sie dann anfingen, mein Spielzimmer auszuräumen, da hatte ich den endgültigen Beweis. Die beiden wollen mich loswerden.“
„Ach Bo, du weißt doch, dass die Menschen ihre Hütten gern neu gestalten. Das hat sicher nichts zu bedeuten.“ Ich wusste, wovon ich sprach. Mein Rudelführer hatte erst vor Kurzem den halben Garten umgegraben und neu bepflanzt.
„Nichts zu bedeuten? Auch nicht das rosa Teil, das inzwischen in meinem Zimmer steht? Es ist riesig. Von meinem Spielzeug ist kaum noch etwas da. Das meiste davon haben die beiden einfach in einen Sack gestopft und weggeworfen. Als ich sie dezent darauf hinweisen wollte, dass ihr Verhalten unmöglich ist, haben sie nur gelacht und gemeint, ich bräuchte das ganze Zeug eh nicht mehr.“
Wieder schwieg sie. Und dann geschah etwas, das hatte ich noch nie bei ihr gesehen. Sie legte sich ins Gras. Und das, ohne auch nur einen Blick nach unten zu werfen, ob da eine Tretmine lag.
Meine Freundin musste völlig durch den Wind sein, dass sie so etwas machte.
Als ich zu ihrem Frauchen hinschaute, zog die gerade ein rosafarbenes Teil aus ihrer Tasche und hielt es den anderen hin. Ich konnte nicht erkennen, was es war. Aber es löste bei den anderen Zweibeinern seltsame Laute aus, die nicht nur mir in den Ohren schmerzten.
Auch Bo blickte kurz hin.
„Noch so ein rosafarbenes Teil. Das da, das hat sie schnell weggenommen und mich dann böse angeschaut, als ich nur mit der Nase daran war. Hatte es noch nicht einmal im Maul gehabt oder vollgesabbert.“
Irgendwo in meiner Erinnerung wollte etwas aufblitzen. Ich wusste vielleicht, was das alles zu bedeuten hatte. Doch ich kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken. Horst hatte mich entdeckt.
„Jay! Jay! Jay!“, kam er freudestrahlend angeflitzt. Mit seiner Begeisterung übertönte er sogar das Gebell von Susi, die sich prompt in seiner Schleppleine verhedderte und sich erst einmal überschlug.
Ich stellte mich etwas fester hin, um dem unvermeidlichen Aufprall standhalten zu können. Zwecklos. Kurz darauf kugelten wir zu dritt von einem Kackhaufen zum nächsten. Das gab zu Hause wieder Geschimpfe und ein ausgiebiges Bad mit ganz viel Shampoo für mich. Was für eine Freude ...
Aber ich schweife ab. Ich wollte euch von Bo erzählen.
Irgendwann hatten wir unsere zwölf Pfoten wieder sortiert. Danach jagte ich Horst ein wenig durchs Gelände, ließ Susi mit mir schmusen und lag danach neben Bo.
„Wegen dem rosa Teil...“, begann ich.
„Lass gut sein“, unterbrach mich Bo. „Ich werde es hinnehmen wie eine Lady. Egal, was geschieht. Ich bin noch nicht zu alt, als dass ich mich nicht an ein neues Rudel gewöhnen könnte. Ich hoffe nur, es ist weit weg von hier. Euch zu sehen, oder Lucy ... nein, das wäre zu schmerzhaft für mich.“
Ich hätte sie gern getröstet, als ich meinen Namen hörte: „Jay!“ Dieser Ton. Ich musste gehorchen. „Bis zum nächsten Mal, Bo. Halt die Ohren steif.“
Ich leckte ihr kurz über die Nase, lief los, stolperte über Horst und rannte Susi beinahe um, als ich zu meinem Frauchen lief. Dann setzte ich mich abwartend vor sie hin.
„Brav, mein Kleiner“, lobte mich Alina und leinte mich an.
„Ich muss dann auch los, habe noch einen Termin bei meinem Frauenarzt.“ Die Stimme von Bos Frauchen lenkte mich ab. Als ich kurz zu ihr hinsah entdeckte ich das rosafarbene Teil, es schaute ein Stück aus ihrer Tasche heraus. Mein Moment. Ich nutzte die Gelegenheit, als sie sich zu Bo umdrehte und machte einen kleinen Hopser. Kurz darauf hielt ich etwas Weiches zwischen meinen Vorderzähnen.
Heissa, was für ein Aufschrei!
Von Lucy hatte ich nichts anderes erwartet, nachdem mir Bo von ihrem Verhalten erzählt hatte.
Aber, dass Alina so ein Theater deswegen machte, war mir fast unheimlich.
Zwischen ihren Beschimpfungen, was ich doch für ein böser, böser Hund sei, und den Entschuldigungen an Lucy, war das Gekläffe von Horst und Susi beinahe entspannend.
Sämtliche Zweibeiner waren aufgeregt, ihre Hunde nicht minder.
Und alle schimpften sie auf mich. Sogar Bo.
Das rosa Teil hatte es echt in sich, wenn alle deswegen so an der Rute drehten.
Selbst auf dem Heimweg schimpfte Alina noch mit mir.
Immer, wenn ich irgendwo was Interessantes roch und hinwollte, zerrte sie mich gnadenlos weg. Und schimpfte dabei.
Endlich kamen wir zu Hause an. Kaum war ich von der Leine, ging ich erst einmal in die Küche. Ich hatte Durst.
„Du wirst nicht glauben, was Jay sich heute erlaubt hat.“
Wie jetzt? War die noch nicht fertig?
Die Rute freudig schwingend lief ich zu Tim, um ihn zu begrüßen. Während er den Erzählungen von Alina lauschte, streichelte er mich. Was für ein Glück, dass der Typ so entspannt war. Zumindest, bis er in den ersten Kackhaufen griff, der in meinem Fell war. Er hörte mit dem Streicheln auf, schade.
Natürlich hörte ich aufmerksam zu, was Alina ihm erzählte. Vielleicht erfuhr ich etwas über dieses rosa Teil.
„... sie ist ja so happy. Die Schwangerschaft steht Lucy wirklich gut. Man sieht auch schon die kleine Kugel. Ich freue mich so für die beiden. Sie haben schon so lange rumprobiert.“
„Das ist schön für die beiden. Und was gibt es so Schlimmes, was Jay gemacht hat?“
Ihr strafender Blick streifte mich kurz, bevor Alina weitersprach.
„Lucy hat für das Baby ein Jäckchen gestrickt. Das hat sie uns heute gezeigt. Sowas Hübsches. Dass sie das kann, einfach toll. Als ich Jay zu mir gerufen und ihn angeleint hatte, springt der doch an Lucy hoch und will das Strickjäckchen aus ihrer Tasche holen. Das war mir so peinlich. Warum hast du das gemacht, Jay?“
Wieder traf mich ihr vorwurfsvoller Blick. Ich blieb gelassen, denn Tim war es auch.
„Vielleicht roch es nach irgendetwas Besonderem, dem er nicht widerstehen konnte. Ich verstehe dich ja, dass es dir unangenehm ist. Aber was soll das Geschimpfe jetzt noch? Er hat seine Standpauke bekommen und weiß, dass er was falsch gemacht hat. Nun ist es mal wieder gut.“
„Ja, ja. Du hast gut reden. Du warst ja nicht dabei, was für ein Chaos er damit ausgelöst hat. Ich kann mich da erst einmal nicht mehr blicken lassen.“
„Jetzt übertreibst du aber.“
„Tu ich nicht!“ Aufgebracht drehte sie sich um und ging aus dem Zimmer.
Nachdem Alina verschwunden war, streichelte Tim mir tröstend über den Kopf.
„Weiber, dass die immer alles so dramatisieren müssen. Mach dir nichts draus, Kleiner. Auch wenn es vielleicht nicht in Ordnung war, was du gemacht hast. Ich denke, das Geschimpfe reicht dir, damit du sowas nicht nochmal machst. Oder?“
Ich drückte mich dankbar gegen seine Beine.
„Ne, Alter, lass das. Du stinkst! Ab ins Bad mit dir!“
Das merkt der jetzt erst? Ich musste innerlich grinsen.
Während ich in der Badewanne stand und mir das Fell einschäumen ließ, wanderten meine Gedanken zu Bo.
Jetzt wusste ich, was mit Lucy los war. Sie war trächtig, oder eben schwanger, wie die Zweibeiner dazu sagten. Darum auch der andere Geruch. Den hatte ich bei meinem Hopser zur Tasche auch in die Nase bekommen.
Wenn ich darüber nachdachte, was das für Bo bedeutete, konnte ich ihre Sorgen verstehen. Schließlich musste ich deswegen auch mein allererstes Rudel verlassen, nachdem feststand, dass die Zweibeiner Nachwuchs erwarteten. Die Schwiegermutter ... was auch immer das war, es bedeutete damals nichts Gutes ... bestand darauf, dass „der Köter“ ... womit sie mich meinte ... gehen musste, wenn das Baby kam.
Mein damaliges Frauchen weigerte sich. Aber gegen diese Schwiegermutter kam sie nicht an.
War vielleicht ganz gut so. Denn ich kam zu Alina und Tim.
Bei den beiden fand ich ein wunderbares Rudel. Sie hatten schon Nachwuchs, ein Rüde und ein Weibchen oder, wie die Menschen bei ihresgleichen sagen, Junge und Mädchen. Aber die wohnten nicht mehr bei uns. Sie hatten ihr eigenes Rudel mit eigenen Welpen, ähm Minizweibeinern.
Arme Bo. Wenn Lucy auch eine Schwiegermutter hatte, dann sah es nicht gut für meine Freundin aus. Über mich schimpfte Alina manchmal, weil sie überall meine Haare fand. Aber Bo, die sabberte alles voll. Das mochten viele Menschen nicht. Und Schwiegermütter gehörten bestimmt auch dazu.
Wobei ... Tim hatte auch eine Schwiegermutter. Die war nett. Sie brachte immer Leckerli mit und hatte Ausdauer mich zu streicheln.
Ich drückte Bo alle Pfoten, dass Lucy auch so eine nette Schwiegermutter hatte.
Am nächsten Tag ging Tim nachmittags mit mir zur Hundewiese, obwohl er schon am Morgen mit mir über die Felder gelaufen war. Alina hatte einen Termin. Ich war ganz aufgeregt, schließlich wollte ich Bo erzählen, was das rosa Teil in Lucys Tasche zu bedeuten hatte.
Doch Bo war nicht da.
Susi war auch nicht da, nur Horst, der sich wie bekloppt freute.
Plötzlich bekam ich einen lieblichen Duft in die Nase. Den bekam natürlich auch Horst mit. Bo. Sie schien gute Laune zu haben, so wie ihre Rute ging. Wie immer fiel die Begrüßung mit ihr etwas ruhiger aus, als mit Horst. Selbst der hatte gelernt, dass man mit Bo nicht so toben konnte, wie mit uns.
Während Horst unruhig über die Wiese lief, immer die Nase am Boden, saßen wir in der Nähe der Zweibeiner. Dort lagen nicht so viele Tretminen herum. Ich war gespannt, was sie zu erzählen hatte. Dabei hatte ich schon eine Vermutung, warum sie heute nicht mehr so traurig war.
„Es gibt noch ein neues rosa Teil.“
„Ich glaube, ich weiß, was das bedeutet.“
„Ja. Ich seit heute auch.“
„Oh.“
„Ich bin so dumm.“ Sie schnaufte belustigt aus. Ihr Blick traf mich. „Weil ich nicht von alleine darauf gekommen bin, was mit Lucy los ist. Was bin ich für eine trottelige Hündin, die nicht die Signale lesen kann, die sie von einer Trächtigen bekommt. Sie ist manchmal so launisch, wird immer dicker, riecht anders, isst anders. Selbst mit mir geht sie anders um. Und Herrchen behandelt sie so vorsichtig, als wäre sie zerbrechlich. Er wollte ihr sogar verbieten, mit mir rauszugehen. Aber da hat sie ihm was erzählt. ‚Ich bin schwanger und nicht krank. Und solange ich kann, werde ich mit Bo rausgehen. Sie ist eine Lady und kein Jagdhund. Was soll passieren?‘ Dazu hat Herrchen lieber nichts mehr gesagt.“
„Großartig. Und was ist das neue rosa Teil in deinem Zimmer?“
„Ein extra großes, rosa Hundebett. ‚Für uns drei‘, hat Lucy heute gesagt, nachdem sie es neben das andere rosa Teil - die Wickelkommode - gelegt hat.“
Glücklich stupste Bo ihr Frauchen an. Lucy legte ihre Hand auf den Kopf meiner Freundin und lächelte sie glücklich an.
Tim schaute mich an und zwinkerte mir zu. Alles war gut.
5.12.
Trixi - Leberwurst
Die ersten Tage lernte ich viel Neues. Ich hätte nicht gedacht, dass das alles in meinen Kopf passt.
Das Wichtigste war, wie ich zu Lilly kam. Da musste ich eine Treppe hinauf. Die ersten Tage hatten mich die Zweibeiner noch hoch- und auch wieder runtergetragen. Doch schon bald wusste ich, wie ich ohne ihre Hilfe hinaufkam. Runter konnte es sogar ganz schnell gehen. Dann allerdings mit einem schmerzhaften Purzelbaum. Den ließ ich lieber weg.
Und dann gab es diese Regeln! Das fing damit an, dass ich mein Futter nur am Napf in der Küche essen und nicht damit rumlaufen durfte. Auch durfte ich nicht in Lillys Bett. Das waren die Regeln von Nina. Ganz offensichtlich schien Lilly genauso wenig davon zu halten wie ich. Kaum war Nina weg, lag ich bei Lilly im Bett und sie verwöhnte mich mit Leckerlis. Hier lernte ich auch sehr schnell, wie ich mich abkühlen konnte, wenn mir zu warm war, denn Lilly hatte immer kalte Hände und auch kalte Füße.
Eine wichtige Regel, die musste umgekehrt mein Frauchen noch lernen: Aufstehen, wenn es hell wurde. Wie konnte man noch schlafen wollen, wenn draußen ein neuer Tag wartete? Derselben Meinung war auch Nina, die oft genug schimpfte, weil Lilly nicht aufstehen wollte.
Frauchen gab dann etwas ungnädig zurück: „Ich bin keine Schlafmütze, sondern eine Eule, und außerdem habe ich Ferien.“
Eine andere Regel hieß: Der Hund kommt nicht auf das Sofa.
Thomas wollte das nicht.
„Lilly!“, sagte er sofort mit ernstem Ton, als ich zu meinem neuen Frauchen genau dahin wollte. „Das hatten wir ganz klar abgemacht. Der Hund kommt nicht auf das Sofa!“ Seine Stimme verströmte dabei eine Dominanz, die ich bisher noch nicht bei ihm herausgehört hatte. Lillys Mama war in der Küche. Ich hörte, wie sie ins Wohnzimmer kam.
Erwartungsvoll saß ich vor Lilly und schaute sie an.
„Aber Papa, guck doch, sie ist so lieb ...“ Wau! Lillys Stimme klang so, so ... und der Blick erst, mit dem sie Thomas ansah. Offensichtlich schien das zu helfen, denn ich spürte, wie seine Dominanz weniger wurde. Ich wollte unbedingt dahin, wo Lilly war. Also half ich noch ein wenig nach. Ich stellte mich auf, die Vorderpfötchen an Lillys Beine abgestützt. Mein Blick wurde bettelnd, als ich Lillys Papa ansah. Gleichzeitig stieß ich ein ganz leises Winseln aus. Dem konnte er nicht widerstehen.
„Also gut! Aber wenn sie was kaputt macht, geht das von deinem Taschengeld ab.“
So lernte der Zweibeiner seinerseits eine erste Regel: Der Hund darf auf das Sofa!
Schon bei seinen ersten Worten hatte mich Lilly hochgehoben. Zum Dank leckte ich ihr über das Gesicht und dann sprang ich über die weichen Kissen, hin zu Thomas. Der wehrte mich zuerst ab. Doch meiner ungestümen Freude darüber, wie leicht ich meine eigenen Regeln durchsetzen konnte, hatte er nichts entgegenzusetzen.
Von der Tür her hörte ich Nina sagen: „Geht doch.“ Dann ging sie wieder in die Küche.
Ein paar Tage später.
Ich lag bei Lilly auf dem Sofa, als es an der Haustür klingelte. Natürlich wollte ich sofort los. Doch Lilly war schneller und hielt mich fest.
„Nein! Du nicht!“
„Ich mache auf“, rief Nina und machte im Vorbeigehen die Wohnzimmertür zu.
Was sollte das? Da war jemand an der Tür, der begrüßt werden musste. Wie konnten die das ohne mich machen? Das war eindeutig ein Regelverstoß. Ich zappelte und wehrte mich so sehr, das Lilly mich loslassen musste. Ich sprang runter, flitzte zur geschlossenen Tür und bellte meinen Frust hinaus.
Thomas kam zu mir und hob mich einfach hoch. Er sagte kein Wort, schaute mich nur an. Dann ging er zu meinem Schlafplatz und setzte mich dort ab.
Als ich wieder los wollte, hielt er mich fest und drückte mich sanft runter. Sein ‚Bleib!‘ klang resolut. Aber nicht das brachte mich dazu, stillzuhalten, sondern sein fester Griff.
Der hielt mich noch immer fest, als die Tür aufging und Nina mit einer Frau reinkam.
„Oma!“ Lilly war mit wenigen Schritten bei der Fremden. Die beiden freuten sich sehr, als sie sich begeistert umarmten, da wollte ich unbedingt hin. Vergeblich versuchte ich mich aus dem Griff zu befreien. Doch Thomas packte noch ein wenig fester zu und sein leises ‚Bleib‘ war wieder sehr dominant.
Als sich Lilly und Oma umdrehten und zu mir schauten, wollte ich wieder hoch. Zwecklos.
Warum ließ Thomas mich nicht los? Von der Oma schien keine Gefahr auszugehen.
Als Lilly sprach blieb ich kurz still liegen und hörte zu. Vielleicht rief sie mich zu sich, dann musste Thomas mich loslassen.
„Oma, das ist Trixi. Trixi, das ist Oma Gretl. Sie wird jetzt wieder öfter kommen.“
„Ist die süß! Hallo Thomas. Warum hältst du den Hund fest? Ihr habt doch gesagt, sie ist eine ganz Liebe.“
Kaum hatte sie das gesagt, versuchte ich mich wieder aus dem Griff zu befreien.
„Hi, Gretl. Die Kleine muss noch lernen, dass sie nicht gleich losrennen darf, sobald es klingelt. Ich halte sie nur so lange fest, bis sie sich wieder beruhigt hat. Ich war zu langsam und muss auch noch lernen, schneller zu reagieren, damit ich sie mit Leckerli ablenken kann. Sie soll nicht als Erste zur Tür rennen, wenn es klingelt. Jetzt lernt sie eben auf die harte Tour zu gehorchen.“
„Papa“, Lillys Stimme klang entsetzt. „das kannst du nicht machen. Wie lange willst du die Arme noch festhalten?“
„Nur noch kurz. Sie hat sich ja schon beruhigt. Du weißt doch, was der Hundetrainer gesagt hat. Ignorieren. Also bitte, tut so, als wäre Trixi gar nicht da und ignoriert sie einfach. Wenn sie so schlau ist, wie ich denke, wird sie schnell begreifen, was sie tun muss.“
Noch einmal versuchte ich mich zu befreien. Doch als Lilly und Oma einfach an mir vorbei zum Sofa gingen, ohne mich eines Blickes zu würdigen, gab ich nach einer Weile auf und entspannte mich. Thomas hatte mehr Geduld, als ich gedacht hatte. Hoffentlich blieb das nicht so.
Kurz darauf ließ er mich los. Mich hielt nun nichts mehr auf, als ich das Sofa stürmte, um Lilly und die Oma zu begrüßen.
„Heute fangen wir mit deinem Training richtig an“, begrüßte mich Lilly, als ich vom Gassigehen mit Thomas zurückkam. Ihr war es anscheinend sehr wichtig, mir neue Sachen beizubringen. Ich lernte schnell. Denn es gab jedes Mal Leckerli, wenn ich offensichtlich etwas richtig gemacht hatte. Das ‚Fein‘ gab es extra noch dazu. Mein ganzes Rudel übte mit mir. Sogar Oma Gretl machte manchmal mit.
Das Erste was ich lernte war ‚Sitz‘. Danach ‚Platz‘ und ‚Komm‘.
Einige Sachen gefielen mir besser als andere. Es gab auch Kommandos, die verstand ich einfach nicht.
Wie das: ‚Bleib‘.
Warum sollte ich an der Stelle sitzen bleiben, wo ich war, wenn man mich dann doch gleich wieder zu sich rief? Außerdem fand ich es doof, wenn sie ohne mich weitergehen wollten.
Oder das Kommando: ‚Fuß‘. Das war genau so doof wie das ‚Bleib‘.
Wenn sie ‚Fuß‘ sagten, durfte ich nur direkt neben ihren Füßen laufen. Ständig musste ich aufpassen, dass ich nicht auf sie trat, oder schlimmer noch, sie mich. Mit ihren großen Füßen in den Schuhen, machten sie meine armen Pfötchen doch sofort zu Matsch.
Ich trainierte gern, doch deswegen an der kurzen Leine laufen zu müssen, das fand ich überhaupt nicht schön. Dann doch lieber die Flexileine. Da konnte ich wenigstens ein kleines Stück laufen.
Inzwischen wusste ich auch, was die Zweibeiner wollten, wenn jemand vom Rudel zu mir ‚Steh‘, oder ‚Voran‘ sagte.
Bei ‚Voran‘ machten sie zusätzlich noch eine Handbewegung. Meistens nachdem sie mich hatten ‚Sitz‘ oder ‚Platz‘ machen lassen. Manchmal machten sie die Handbewegung, bevor sie das Wort sagten. Dann flitzte ich los. Dafür mussten sie mir nicht einmal ein Leckerli geben. Wieder Laufen zu dürfen und ihr Lob zu hören, waren genug Belohnung für mich.
Es war Abend und das ganze Rudel saß gemütlich im Wohnzimmer beisammen. Ich lag unter dem Tisch, halb auf den Füßen von Lilly. Es musste auch ihr zu warm sein, denn sie hatte keine Strümpfe an und spielte mit ihren Zehen an meinem Bauch. Das Lecken an den Zehen hatte sie mir leider verboten. Manchmal, wenn sie ganz entspannt war, machte ich es doch. Füße rochen einfach zu verführerisch und sie schmeckten so lecker.
An diesem Abend beschwerte sich Lilly wieder einmal darüber, dass ich beim ‚Bleib‘ einfach nicht hören wollte.
„Hast du es schon mal mit einem anderen Leckerli probiert?“, fragte ihre Mama und hatte sofort meine Aufmerksamkeit. Leckerli klang gut. „Vielleicht solltest du es mit Leberwurst probieren. Es gibt da Tuben, die sind speziell für Hunde.“
„Bis jetzt hat Trixi ja immer alles gern genommen, was wir ihr gegeben haben.“
„Stimmt. Vorsichtshalber habe ich Leberwurst für Trixi gekauft. So als Notlösung, wenn sie wählerisch gewesen wäre. Ist sie ja zum Glück nicht. Wenn sie die Leberwurst mag, kann sie die als besondere Belohnung bekommen, wenn sie was Tolles gemacht hat. Ich hole die Tuben.“ Nina stand auf.
Lilly und Thomas blieben noch sitzen.
„Weißt du was deine Mutter vorhat?“, fragte er.
„Nein. Aber scheinbar hat sie einen Plan. Na los, Papa. Auf geht’s.“
Sofort sprang ich auf, kaum dass sie sich bewegte. Zum Glück war ich klein genug, sonst hätte ich mich am Kopf gestoßen. Dann stand ich vor Frauchen und wedelte erwartungsvoll mit der Rute.
„Guck dir das an. Als wüsste Trixi, dass es was zu Naschen gibt. Hoffentlich mag sie Leberwurst.“
„Jeder Hund mag Leberwurst“, sagte Nina, als sie zur Tür hereinkam. In den Händen hielt sie etwas, dass ich nicht erkannte. Dann gab sie Thomas eins, ein anderes gab sie Lilly und sie behielt auch eins in der Hand. „Also. Jeder macht seine Tube auf. Aber nur ein ganz kleines bisschen rausdrücken, genug damit Trixi ein wenig davon an der Zunge hat. Zuerst gebt das Kommando ‚Sitz‘, das macht sie ja inzwischen von ganz alleine. Wenn sie das gemacht hat, rufen wir sie nacheinander mit dem Kommando: ‚Komm‘. Wenn sie da ist, Leberwurst geben und danach ‚Sitz‘ machen lassen. Dann ruft der nächste sie zu sich.“
Das klang verwirrend. Ich war gespannt, ob die Zweibeiner begriffen, was sie tun sollten.
„Ich denke, wir werden nicht lange brauchen, bis sie weiß, was wir wollen. Vielleicht können wir dann sogar noch mehr mit ihr üben.“ Die Stimme von Lilly klang aufgeregt.
„Ich geh in die Küche“, sagte Thomas. Nina ging in den Flur.
Gespannt blickte ich Lilly ins Gesicht. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich schon ‚Sitz‘ gemacht hatte. Sie machte irgendwas an der Tube, wie sie das Teil nannten, und hielt sie mir vor die Nase.
Wau! Ich hatte noch nie etwas Köstlicheres gerochen. Sofort nahm ich das ganze Ding ins Maul. So gut schmeckte es dann doch nicht. Dazu machte es ein unschönes Gefühl an den Zähnen. Also ließ ich wieder los.
„So doch nicht, du Dummerchen“, sagte Frauchen lachend und zog ihre Hand zurück. Dann schmeckte ich es. Etwas absolut Leckeres war in meinem Maul zurückgeblieben. Das war sooo ... . Natürlich wollte ich mehr. Sofort sprang ich hoch und wollte diese Tube.
„Sie mag die Leberwurst“, rief Frauchen lachend. Dann wandte sie sich mir zu. „Ganz langsam, Trixi.“ Frauchen ließ mich wieder ‚Sitz‘ machen und fasste die Tube anders an. Jetzt guckte vorn nur noch ein ganz kleines Teil raus. Aber das genügte vollkommen. Denn plötzlich schob sich da etwas heraus, das verführerisch duftete. Sofort leckte ich es ab, als Lilly mir das Zeug vor meine Schnauze hielt. Hm ...
Dummerweise nahm sie die Tube wieder weg und ließ mich erneut ‚Sitz‘ machen.
„Ihr müsst die Tube ganz vorn anfassen, sonst schnappt sich Trixi gleich das ganze Teil. Jetzt ruf du, Mama.“
Da hörte ich auch schon Nina rufen: „Trixi, komm!“
Noch einmal schaute ich zu Lillys Hand mit der Tube. Doch da gab es nichts mehr. Sie hatte ihre Hand zurückgezogen. „Trixi, komm“, erklang es wieder. Also ging ich hin. Kaum war ich bei Lillys Mama, begrüßte mich die Tube mit der Leberwurst.
Wau! Das durfte gern so weitergehen. Und das ging es tatsächlich. Nachdem ich wieder ‚Sitz‘ machen musste, rief mich Thomas aus der Küche. Küche war gut, da ging ich gerne hin. Denn dort fiel ab und zu etwas Leckeres runter, das hatte ich schnell gelernt.
In der Küche hatte sich Herrchen auf einen Stuhl gesetzt und hielt mir ebenfalls die Tube entgegen. Kaum hatte ich davon etwas abgeschleckt, ließ er mich ‚Sitz‘ machen. Lilly rief nach mir. Klar, dass ich wie der Blitz davonschoss. Wenn Frauchen ruft, dann muss ich einfach los. Kaum war ich im Wohnzimmer, sah ich nicht nur sie, sondern auch die Leberwurst aus ihrer Hand quellen. Lilly lachte laut auf, als ich gierig ihre Hand abschleckte und dabei die Leberwurst großzügig über ihre Hand verteilte. Doch das gute Zeug war sofort wieder weg, so gründlich war meine Zunge.
Jetzt wusste ich, wie das Spiel ging.
Egal, wer mich rief, bei dem bekam ich lecker Leberwurst.
Dann probierte Lilly mit der Leberwurst das ‚Bleib‘.
Was soll ich sagen: Die Leberwurst gewann. Zwar fand ich es noch immer doof, dass ich zuerst sitzen bleiben musste, während Lilly aus dem Raum ging, nur um mich später wieder zu sich zu rufen. Aber die Belohnung, als ich das erste Mal sitzen blieb, die war es wert. Ich glaube, die Tube mit der Leberwurst war fast leer, nachdem Lilly mich für mein „Bleib‘ belohnt hatte. Das konnte sie gern öfter machen.
4.12.
Jay – Bei Freunden
Meine Leute und ich waren unterwegs zu Toto und Taira. Ich kannte die beiden. Wir trafen uns ab und zu, um gemeinsam spazieren zu gehen. Unsere Menschen wollten sich besser kennenlernen. Die fanden sich offensichtlich sympathisch. Kein Wunder, ich mochte die beiden Fellnasen schließlich auch. Ihr Frauchen wirkte erst einmal nett, dennoch schien sie sehr speziell zu sein. Aber sie wusste was sie wollte und was für Fellnasen gut ist. Naja, meistens zumindest, wie mir Taira und Toto vor einiger Zeit erzählt hatten.
Toto und Taira sind Mischlinge. Sie waren Straßenhunde und lange auf sich alleine gestellt. Taira ist die ältere und hatte sich damals um Toto gekümmert. Für ihn war sie wohl der Mutterersatz, so, wie der Kerl an ihr hing. Oder es lag daran, dass der Kleine so ein Tollpatsch ist und sie sich immer Sorgen um ihn machte.
Die beiden hatten viel durchgemacht und erlebt, bis sie beim Tierschutz und dann in einer Pflegefamilie aufgenommen wurden. Das hatte mir Taira erzählt. Dort ging es ihnen viel besser. Ein großes Rudel, ein trockener und warmer Schlafplatz und regelmäßig was zwischen die Zähne. Hundeherz, was willst du mehr?, hatten die beiden damals gedacht. Und darauf eine Antwort bekommen.
Ganz einfach: Einen Menschen, der dich bedingungslos liebt, so wie du ihn und der deine Bedürfnisse erkennt.
Bei ihrem jetzigen Frauchen Claudia schien sich dieser Wunsch, den vermutlich jede Fellnase hat, erfüllt zu haben. Auch, wenn es wohl anfangs ein paar Probleme gegeben hatte. Toto war eben ein unsicherer Hund und mochte keine Veränderungen. Davon war jetzt kaum noch was zu spüren. Die drei waren ein gutes Team.
Wir trafen uns vor dem Haus, in dem Taira und Toto mit ihrem Frauchen wohnten. Dann ging es los. Schnell ließen wir Häuser, Menschen und Autos hinter uns.
Als wir nur noch Felder, Wiesen und Bäume sahen, durften wir von der Leine. War das ein Spaß, mit den beiden loszurennen! Obwohl sie etwas kleiner waren als ich, musste ich mich anstrengen, den beiden davonzurennen. Taira überholte mich sogar. Es schien sie nicht einmal anzustrengen. Bald hing meine Zunge so weit raus, dass ich Angst hatte, ich würde drauftreten. Unsinn, ich weiß. Aber mir war viel zu warm. Mein langes und dichtes Fell vertrug sich nicht mit der Hitze des Tages. Mit ihren kurzen Haaren hielt Taira das Tempo länger durch als ich. Auch Toto brauchte inzwischen eine kleine Pause.
Während unsere Menschen langsam auf dem Weg blieben, liefen wir kreuz und quer über die Felder und Wiesen.
„Hase!“, rief Taira plötzlich und rannte auch schon los.
„Was? Wer? Wo?“ Totos Kopf ging von einer Seite zur anderen, dann folgte er der Hündin. Die lief in Richtung Waldrand. Natürlich musste ich hinterher. Bis mich der Pfiff zum Stehen brachte. Den benutzte Tim ganz selten. Auf den musste ich hören.
„Jay! Fuß!“ Sofort mache ich kehrt und lief zügig zu Tim zurück.
„Taira! Toto! Hierher! Zurück!“ Die Stimme ihres Frauchens war laut und fordernd. Ich wäre auf jeden Fall zurückgekommen. Und die beiden? Von denen war keine Nasenspitze zu sehen.
Ich wurde angeleint. Gemeinsam mit den dreien lief ich zügig in die Richtung, wohin die beiden verschwunden waren. Mich erreichte der Duft nach altem Wasser, wie es riecht, wenn es lange nicht mehr geregnet hatte und in dem sich alles Mögliche auflöste. Solches Wasser würde selbst ich nicht mehr trinken wollen.
Wieder rief Claudia nach den beiden. Es raschelte vor uns und Taira kam aus dem Unterholz. Sie blieb stehen und schaute hinter sich. Von da war ein lautes Platschen zu hören. Kurz darauf kam ein nasser Toto zum Vorschein.
Ganz offensichtlich war das Bad nicht freiwillig gewesen. Denn so einen Gesichtsausdruck, wie ihn Toto in dem Moment hatte, den habe ich zuvor bei noch keinem Hund gesehen. Die Zweibeiner offensichtlich auch nicht. Sie fanden das so lustig, dass sie alle drei laut lachen mussten. Das veranlasste Toto, noch bedröppelter zu schauen.
Taira schaute mich grinsend an: „Wenn die Zweibeiner das so lustig finden, scheint es gut zu sein. Ich bin gleich wieder da.“ Kaum hatte sie es gesagt, verschwand sie auch schon wieder im Dickicht.
„Taira! Nein!“, rief ihr Frauchen.
Doch zu spät. Nur ein lautes Platschen antwortete ihr.
Nass von der Nase bis zur Rute kam Taira kurz darauf stolz zu ihr gelaufen. Toto direkt hinter ihr. Tim zog mich und Alina zurück. Gerade noch rechtzeitig. Denn beide Hunde schüttelten vor ihrem Frauchen ihr Fell aus.
„Ihr stinkt!“, rief deren Frauchen. Ganz offensichtlich fand sie das jetzt nicht mehr lustig.
„Und du jetzt auch“, konnte sich Tim nicht verkneifen zu sagen. Dann lachten er und Alina los. Ich hätte jetzt nicht gesagt, dass es stank. Im Gegenteil. Aber die Menschen hatten eine andere Nase als wir. Und wenn ich mir das Gesicht von Claudia ansah, dann schien sie nicht nur zornig auf die beiden Fellnasen zu sein, sondern angeekelt.
„Ich hoffe, deine Wanne ist groß genug für euch drei“, sagte Alina.
Wau! Der Blick, den Frauchen jetzt zugeworfen bekam, hätte mich beinahe ‚Platz‘ machen lassen. Mit ernstem Gesicht leinte Claudia Taira und Toto an.
„Find ich grad nicht witzig!“
„Ich schon“, sagte Taira zu mir.
„Wir schon“, sagte Tim zu ihrem Frauchen. „Guck doch, wie dein Hund guckt. Da kann man nicht ernst bleiben. Sorry.“
„Stimmt. Trotzdem stinkt es wie die Hölle.“
Das schien sie aber nicht davon abzuhalten, ihr Handy aus der Hosentasche zu holen und Fotos von den beiden zu machen.
Als wir auf dem Rückweg waren, ließ Tim Claudia mit ihren Hunden vorangehen. Alina lief zuerst neben ihr, doch schon bald ließ sie sich zu uns zurückfallen.
„Bei denen stinkt es mir zu arg. Ich laufe lieber mit euch.“
„Ach nee. Ist wohl doch nicht so lustig?“, kam es von vorn. Claudia drehte sich um und jetzt grinste sie Alina an. „Du wolltest doch mal mit den beiden laufen. Wie wär’s jetzt? Tauschen wir?“ Auffordernd hielt sie Frauchen die Leinen hin. Die machte einen Schritt zurück.
„Ich wüsste nicht, wann ich das gesagt hätte.“
„Hast du nicht, aber ich fänd’s lustig. … Nee, war’n Scherz.“ Ihre Augen funkelten belustigt. „Keine Angst. Ich behalte meine beiden Stinker. Das gibt ein tolles Schaumbad für sie. Das mögen sie, vor allem Toto.“
Der arme Kerl. Die Stimme seines Frauchens hatte sich verändert. Den Ton kannte ich. Der verhieß nichts Gutes. Das hatte auch Toto mitbekommen.
„Schaumbad. Fürchterlich. Das stinkt und ist nass.“
So ganz verstand ich ihn nicht. Baden war doch gar nicht so schlimm. Vor allem das Abtrocknen liebte ich, wenn man mich kräftig trocken rubbelte.
Die drei Menschen unterhielten sich die ganze Zeit über alles Mögliche und Unmögliche, mit kleinen Unterbrechungen, wenn Claudia wieder über ihre nassen und stinkenden Hunde schimpfte.
Schon bald näherten wir uns wieder den Häusern. Meine Leute verabschiedeten sich. Und ich mich auch. Dabei passte Tim allerdings auf, dass ich den beiden nicht zu nahe kam. So sind sie eben, die Menschen. Haben zwar ein unterentwickeltes Riechorgan. Doch wenn sie mal etwas riechen, dann finden sie es oft genug doof.
3.12.
Trixi - Neues Zuhause
Die Zeit mit meinen Geschwistern verging schnell. Zuerst merkten wir gar nicht, wie wir größer wurden. Doch unser Schlafkorb, in dem wir immer mit Mama lagen, wurde langsam immer kleiner. Teddy beschwerte sich eines Tages, weil ihm immer wieder einer auf die Pfote trat. „Mama, wieso wird das hier so eng? Schrumpft das Zimmer?“
„Aber nein, du Dummerchen“, sagte sie lachend. „Ihr seid so viel gewachsen. Schau doch, wo deine Nase ist, wenn du neben mir stehst.“ Sie stand auf und Teddy stellte sich neben sie. Wir anderen natürlich auch. Jeder wollte sehen, wie groß er geworden war.
„Ja, stimmt. Ich kann nicht mehr unter deinem Bauch durchgucken. Ist mir vorher nie aufgefallen.“
Echt ein schlauer Kerl, mein Bruder.
„Ich bleibe trotzdem der Größte!“ Mit stolz geschwellter Brust stellte Zeus sich neben Mama.
„Ja, mein Großer. Das wirst du immer bleiben.“ Zärtlich leckte sie ihm über den Kopf und über die Schnauze. Danach waren wir anderen dran und bekamen alle einen Zungenschlecker.
Da wir gerade standen, rannten wir auch gleich los - hinaus zum herrlichsten Spielplatz, den es für einen Welpen geben konnte: Der Garten!
Da gab es so viele Dinge zu sehen, die erkundet werden wollten. Und wie es duftete ...
Sogar Mama tobte ausgelassen herum. Die konnte vielleicht rennen. Wau! Wenn ich groß war, wollte ich auch so schnell sein wie sie.
Wir hatten alle großen Spaß. Sogar Balu. Er hatte erst einmal rumgejammert, als Mama mit der Milchausgabe verschwunden war. Obwohl wir schon andere Sachen zu essen bekamen, hing er noch immer bei ihr an der Zitze sobald sie sich hinlegte.
Ich war gerade dabei, einem dicken, brummenden Ding hinterherzulaufen, das vor meiner Nase herflog, als mich plötzlich Ronja umrannte.
„Fang mich!“, rief sie lachend.
Klar kam ich der Aufforderung sofort nach. Auch Toffee und Zeus beteiligten sich. Zu dritt jagten wir unserer Schwester hinterher. Zeus war der Einzige, der sie einholte und umrannte. Dann kullerten wir zu viert über die Wiese. War das herrlich. Als wir uns ausruhten verspürte ich plötzlich Durst. Mama lag am anderen Ende des Gartens. Jetzt fand ich es doof, dass der so groß war, denn meine Beinchen waren ganz müde und wollten nicht mehr richtig laufen. Doch dann kam Zeus zu mir. „Komm, Kleine. Wir gehen zusammen, dann ist es nicht so weit.“ Das war zwar nicht ganz richtig, aber in seiner Begleitung fiel es mir tatsächlich leichter, den Weg bis zu Mama zu laufen.
Wie meine Geschwister schlief ich schnell ein, sobald ich bei Mama lag. Natürlich mit der Zitze im Mäulchen.
Wir durften viel im Garten spielen. An manchen Tagen machte es keinen Spaß. Da war es so warm, dass keiner von uns Lust hatte herumzutoben.
Ab und zu kamen andere Zweibeiner in den Garten, kleine und große. Dann waren alle aufgeregt, sogar Mama. Die kleinen Menschen waren zwar laut und manchmal ein wenig grob, wenn sie mich hochhoben, aber sie rochen gut und spielten mit uns.
Ein Mädchen kam besonders oft. Sie war etwas älter als die lauten Kinder. Manchmal kam sie mit zwei großen Zweibeinern – den Eltern, wie Mama uns erklärte, aber oft auch alleine. Mit mir spielte sie am meisten. Sie wurde Lilly gerufen. Manchmal setzte sie sich irgendwohin und nahm mich auf ihren Schoß. Dann streichelte sie mich ganz sanft, bis ich einschlief.
An einem Tag sagte Lilly ganz leise zu mir: „Bald gehörst du mir. Ich werde dir eine gute Hundemama sein und immer auf dich aufpassen.“
Wieso wollte sie meine Hundemama sein? Ich hatte doch schon eine. Schnell hatte ich das wieder vergessen. Andere Dinge waren viel wichtiger.
Das Wetter wurde zwischendurch schlechter. Wir waren nur kurz im Garten gewesen. Es regnete und der Wind blies kalt durch unser Fell.
Als die Türglocke erklang, waren wir sofort alle am Gitter. Das sollte verhindern, dass wir einfach durch das Haus rennen konnten. Mama bellte und wir versuchten es ihr nachzumachen.
Frauchen kam und beruhigte Mama. So ganz gelang ihr das nicht. Irgendetwas war mit ihr. Sie hatte eine traurige Aura.
Dann kam Herrchen mit zwei Menschen zu uns. Die beiden kannten wir schon. Frauchen machte einen großen Schritt über das Gitter. Dann griff sie sich Toffee, hob sie hoch und drückte sie an sich. Sie gab meiner Schwester viele Küsse, dabei tropfte es aus den Augen von Frauchen.
Mama schien zu wissen, was das bedeutete, denn auch bei ihr veränderte sich plötzlich etwas.
„Was ist los, Mama?“, fragte ich sie.
„Dein Schwesterchen bekommt ein neues Zuhause.“
„Bekomme ich auch eins?“ Filou schaute mit großen Augen hinterher, wie Toffee hinausgetragen wurde.
„Ja. Ich denke schon. Jeder von euch wird ein neues Zuhause bekommen.“
„Ich weiß zwar nicht, was das bedeutet, aber es klingt spannend“, sagte Ronja. Dann schnappte sie sich einen Ball und rannte los. Wir ihr hinterher.
Zeus war der nächste, der uns verließ. Danach holte man Teddy.Sie fehlten uns eine kurze Zeit, denn schnell waren wir uns wieder genug und hatten Spaß miteinander.An einem besonders warmen Tag, wir lagen alle im Garten und dösten in der Sonne, kam das Mädchen, das mich oft auf ihren Schoß genommen und mit Leckerlis verwöhnt hatte. Dieses Mal kam sie nicht alleine. Ihre Eltern waren dabei, die ihr mit freudigen Blicken hinterherschauten, als sie zu uns gelaufen kam.Ich freute mich auch. Vor allem, weil Lilly wieder meine Lieblingsleckerli dabei hatte. Ganz deutlich roch es danach, als sie bei mir war.„Hey, Trixi! Weißt du was heute für ein Tag ist? Natürlich weißt du das nicht, wie auch. Heute bekommst du dein neues Zuhause. Ich darf dich endlich, endlich mitnehmen.“ Sie küsste, drückte und knuddelte mich so fest, dass es mir ganz anders wurde. Beinahe hätte ich ihr die Leckerlis wieder auf die Füße gespuckt.Mit mir auf dem Arm ging sie zu Frauchen, die mich nun ihrerseits auf den Arm nahm und an sich drückte. Das Mädchen war aufgeregt, ihre Stimme klang hell und freundlich. Frauchen hingegen klang traurig, genauso wie an den Tagen, als meine Geschwister abgeholt wurden. Das bedeutete dann wohl, dass man auch mich wegbrachte.Noch einmal strich sie mir über den Kopf und sagte: „Sei brav, Trixi. Mach mir keine Schande. Du hast jetzt ein neues Frauchen. Ich wünsche dir alles Gute. Und vielleicht sehen wir uns ja sogar wieder.“ Dann drückte sie mich noch einmal ganz fest, gab mir einen Kuss auf den Kopf und übergab mich an Lilly.Das Mädchen nahm mich wieder auf den Arm und brachte mich zurück zu Mama. Dann beugte sich die kleine Zweibeinerin herab und hielt meine Nase an Mamas Nase. „Ich passe gut auf die Kleine auf, versprochen“, sagte Lilly und streichelte Mama über den Kopf.Dann bewegte sich meine Welt wieder als das Mädchen sich aufrichtete und zu ihren Eltern ging. Auch die beiden streichelten mir über den Kopf und sahen mich lächelnd an.„Hallo Kleines“, sagte die große Zweibeinerin und streichelte mir noch einmal über den Kopf. Wenn das so weiterging, hatte ich da oben bald keine Haare mehr.Doch dann verabschiedeten sich die Zweibeiner und gingen davon ... und ich mit ihnen.
Nach der Fahrt in einem fremden Auto wurde ich zu einem Haus getragen. Dort stellte man mich auf dem Rasen ab. Zum Glück. Denn meine Blase war voll.Ich hatte schon gelernt, wo ich hinmachen durfte. Draußen ging immer. Das schienen auch die drei Zweibeiner so zu sehen, denn ich hörte wie sie sich darüber freuten, dass ich schon das erste Mal bei ihnen ein Pfützchen gemacht hatte. Das zweistimmige ‚Fein‘ klingelte in meinen Ohren.Danach wurde die Haustüre aufgemacht und alle standen erwartungsvoll da und sahen mich an. Neugierig schnupperte ich hinein. Es roch ganz anders. „Na los, Trixi. Geh hinein. Das ist jetzt dein neues Zuhause“, forderte mich Lilly auf. Doch ich wusste nicht, ob es da drinnen wirklich sicher war und blieb lieber noch stehen. Das Mädchen machte einen Schritt über mich hinweg, ging ein paar Schritte hinein und drehte sich um. Dann hockte sie sich hin und schaute mich an. Sie hatte weder Angst noch spürte ich irgendeine Unsicherheit, also folgte ich ihr, noch bevor sie mich rufen konnte.„Fein hast du das gemacht“, rief sie, wobei sie das erste Wort mit quietschiger Stimme sprach. Zuerst dachte ich mir nichts dabei. Doch schon bald sollte ich feststellen, dass sie immer quietschte, wenn ich etwas machte, das ihr gefiel. Und nicht nur sie, auch die große Zweibeinerin quietschte, wenn ich machte was sie sagte. Das war allerdings nicht so oft wie bei der kleinen Zweibeinerin.Nachdem ich einmal drinnen war, hielt mich nichts mehr.Ich erkundete jedes Zimmer und fast jede Ecke. Die Küche wurde mein Lieblingsplatz. Dort standen mein Wasser und auch mein eigener Fressnapf. Für mich ganz alleine. Kein Balu mehr, der mir mein Futter wegfraß, wenn ich zu langsam war.Nach der ersten Erkundungstour und einer ausgiebigen Mahlzeit war ich so müde, dass ich nur zu gern den Schlafplatz im Wohnzimmer annahm, den mir Lilly zeigte.
Als ich wach wurde, brauchte ich kurz, bis ich begriff, dass ich woanders lag. Doch meine Nase und vor allem meine Ohren klärten mich schnell auf. Ich blieb noch mit geschlossenen Augen liegen. Es war schön, nicht von irgendwelchen Füßen getreten zu werden. Lilly und ihre Eltern saßen nicht weit von mir und unterhielten sich. Jetzt hörte ich zum ersten Mal, wie das Mädchen ihre Eltern nannte. Dabei gab es bei den Zweibeinern und uns wohl keinen Unterschied. Die Kinder sagten Mama und Papa, egal ob sie vier oder zwei Beine hatten. Nur, dass mein Papa nicht bei uns gewohnt hatte.Ich hob den Kopf. Sogleich hatte ich die Aufmerksamkeit der drei Menschen. Lilly stand sofort auf und kam zu mir.„Na, du Süße! Ausgeschlafen?“ Sie hob mich auf ihren Arm und drückte mich leicht an sich. „Ich bringe Trixi in den Garten, da kann sie ihr Pfützchen machen.“„Mach das. Dann gewöhnt sie sich vielleicht schneller daran, dass sie nur draußen hinmachen soll“, antwortete ihre Mama und stand ebenfalls auf. „Das sollte sie schon gelernt haben. Schließlich haben Dennis und Anna ihren Welpen das schon beigebracht.“ Während mich das Mädchen zu einer großen Glastür trug, die mir noch gar nicht aufgefallen war, erhaschte ich einen Blick auf meinen Schlafplatz. Ich war vorhin viel zu müde gewesen, mir den richtig anzuschauen. Gemütlich war er, und weich. Das hatte ich schon festgestellt. Und jetzt sah ich, dass drei von meiner Sorte da hineinpassten. Und es lag Spielzeug drin. Wie hatte ich das übersehen können?Ich wurde abgelenkt, als Lilly mit mir im Arm durch die offene Glastür in den Garten lief. Doch anstatt mich gleich abzusetzen, lief sie ein paar Schritte zur Seite und setzte mich halb unter ein paar Büschen ab. Sofort hatte meine Nase zu tun. Das Pieseln erledigte ich fast nebenbei. Und wieder quietschte es, als Lilly erfreut ihr ‚Fein‘ sagte. Das quietschige ‚Fein‘ erklang natürlich auch, als ich mein Häufchen setzte: „Fein hast du Kacka gemacht.“ Allerdings klang die Freude darüber ein klein wenig anders. Später lernte ich, weshalb. Der Duft war meinen neuen Zweibeinern unangenehm.
Schnell hatte ich akzeptiert, dass Lilly nun mein Frauchen war, Mama auch mal Nina hieß, und Papa Thomas genannt wurden. Sie waren jetzt mein Rudel. Ein wunderbares Rudel. Nur wer der Rudelführer war, darüber schienen sich Nina und Thomas noch nicht einig zu sein. Das war kein Problem. Ich würde es ihnen bei passender Gelegenheit schon beibringen.
2.12.
Jay - Das Leben ist schön
Es würde wieder einer der wärmeren Tage werden, deswegen waren wir früher als sonst unterwegs. Wir, das waren mein menschlicher Rudelführer Tim und ich.
Ich genoss den kühlenden Schatten des Waldes. Unterwegs trafen wir ein paar Kumpels von mir, mit denen ich ein wenig herumtollte. Zu mehr hatte ich keine Lust. Es war mir schon warm genug. Die Zeit, die sich mein Rudelführer heute ließ, zeigte mir, dass wir nicht ins Büro gingen.
Wenn Tim ins Büro ging, dann durfte ich immer mit. Dorthin kamen andere Zweibeiner, die sich mit ihm unterhielten. Ab und zu durfte ich zu ihnen, dann wurde ich gekrault. Doch meistens lag ich brav in meinem Bett in der Zimmerecke, direkt neben dem großen Schrank.
Aber ich war ja gerade dabei, von unserem Spaziergang zu erzählen. Als Tim mich nach einer längeren Strecke zu sich rief, weil er nach Hause wollte, war ich natürlich sofort bei ihm. Wie immer meldete sich mein Magen mit leisem Grummeln, weil der wusste, dass es bald etwas Leckeres geben würde.
Obwohl es mich nach Hause zu meinem Fressnapf zog, lief ich ordentlich neben Tim.
Schließlich wusste ich, wie man sich benahm.
Zu Hause erwartete mich nicht nur mein Frühstück, sondern auch Alina. Sie schien heute nicht in den Laden zu müssen. Völlig entspannt saß sie am Küchentisch Das war eine Freude, sag ich euch! Allerdings musste ich mit der Begrüßung noch etwas warten, bis Tim mir die mitgebrachten Blätter aus dem Fell gezupft hatte.
Ich liebte Alina wie meinen Rudelführer. Auch, weil sie sich immer ganz viel Zeit ließ, mir mein Fell zu bürsten. Manchmal schimpfte sie zwar, wenn zu viel Zeug meine Haare verfilzt hatte. Doch sie meinte es nie ernst, das konnte ich deutlich spüren.
Überhaupt. Meine beiden Rudelführer waren die entspanntesten Menschen, die ich kannte.
Die Menschen alterten anders als wir Hunde, das wusste ich inzwischen. Die hatten dafür eine seltsame Rechnung. In Menschenjahren gerechnet war ich jetzt drei. Also im besten Alter für einen Berner Sennenhund.
„Hast du dich ordentlich ausgetobt, mein Kleiner?“, begrüßte mich Alina in der Küche, als ich hechelnd auf sie zulief. Dann zerzauste sie mir mein Fell auf dem Kopf und machte einen Schritt zur Seite, damit ich an mein Wasser kam.
Obwohl es verführerisch aus meinem Futternapf roch, stillte ich zuerst meinen Durst.
War das eine Wohltat, das kühle Wasser zuerst in meinem Maul und dann in meiner Kehle zu spüren.
Danach kam das Frühstück dran ... hm ... heute gab es Rinderstückchen mit Getreide und einem gekochtem Ei. Die beiden wussten, wie man mich verwöhnte.
Nur wenige Zeit später lag ich in meiner Ecke, während die beiden ihr eigenes Frühstück genossen. Es roch beinahe so verführerisch wie meins. Und es hätte ganz sicher auch noch etwas davon in meinen Magen gepasst. Aber ich wusste, wenn die Menschen aßen, hatte ich am Tisch nichts zu suchen.
Also schloss ich die Augen und schlief ein.
„Jay, komm, du alte Schlafmütze.“ Tims Stimme weckte mich. Sofort war ich bei ihm.
„Na? Hast du Lust, mit uns einen Ausflug zu machen? Klar hast du das.“ Er verstrubbelte nicht nur mein Fell, sondern griff vorsichtig mit beiden Händen meine Ohren, die er samt Kopf bearbeitete, so dass mein gesamtes Blickfeld ordentlich ins Wackeln geriet.
Meine Augen brauchten einen Moment, bis sie wieder geradeaus gucken konnten, nachdem er mich losgelassen hatte.
Wenn Tim seine Freude auf diese Art zeigte, dann stand etwas Besonderes bevor. Das aufgeregte Bellen kam ganz von selbst aus meiner Kehle.
„Machst du den armen Hund schon wieder verrückt?“ Alina kam in die Küche und lachte.
„Wieso verrückt machen? Er freut sich nur auf den Ausflug. Stimmt’s?“
Ich antworte ihm mit einem „Wuff!“
„Siehst du ...“ Tim ging einen Schritt auf Alina zu und nahm sie in die Arme. Da wollte ich natürlich mitmachen und drängte mich dazwischen. Zwei Hände trafen sich in meinem Nacken und streichelten mich. Die eine von Tim, die andere von Alina.
Kurze Zeit später waren wir mit dem Auto unterwegs.
Das Auto. Auch so eine Erfindung der Zweibeiner, von der ich nicht wusste, sollte ich es gut finden oder nicht.
Einen großen Teil der Fahrt verschlief ich.
Erst als das Auto anhielt, wurde ich wach. Neugierig schaute ich raus, nachdem ich ausgiebig gegähnt hatte. Sofort erkannte ich, wo wir waren. Vor lauter Freude geriet meine Rute augenblicklich in Bewegung. Ich konnte es kaum abwarten, dass die Klappe vor mir aufging und ich endlich rausgelassen wurde.
Natürlich musste ich erst einmal kurz ‚Sitz‘ machen. Es fiel mir verdammt schwer, dem Kommando zu folgen. Doch dann wurde ich freigegeben.
Der See!
Ich brauchte nur wenige Sprünge, dann war ich im Wasser.
Herrlich!
Kurze Zeit später kamen auch meine beiden Menschen ins Wasser. Sie hatten einen Ball dabei, den sie sich hin- und herwarfen. Ab und zu schnappte ich ihn mir. Dann spritzte das Wasser immer besonders hoch auf und die beiden lachten.
Einige Zeit später lag ich im Schatten des Autos, die beiden auf einer Decke daneben.
So viel Wasser macht müde. Und hungrig.
Mein Kopf ruckte sofort hoch, als ich das Klacken der Box hörte.
Ein vertrautes Geräusch, das meistens Leckeres versprach ... auch für mich.
Sofort setzte ich mich hin.
Als Alina mir das Stück Karotte vor die Nase hielt, nahm ich es ihr vorsichtig aus den Fingern. Fleisch wäre mir zwar lieber gewesen, aber die süße Karotte schmeckte auch. Ich bekam noch zwei Stück, dann war die Box leer.
Danach ruhten wir uns aus.
Mein Fell war inzwischen schon gut getrocknet. Allerdings blieb es nicht dabei. Als es mir zu warm wurde, ging ich wieder ins Wasser. Dieses Mal nur bis zum Bauch, das genügte, um mich abzukühlen. Dabei trank ich gleich etwas.
Anschließend sah ich mich um. Auf unserer Seite waren wir die Einzigen, die den See genossen. Auf der anderen Seite entdeckte ich die Kinder, die ich bisher nur gehört hatte. Die hatten auch ihren Spaß.
Als ich zu meinen beiden Menschen zurückging, machte mein Herz einen glücklichen Hopser.
Das Leben konnte so schön sein.
1.12.
Trixi - Sieben auf einen Streich
Leises Fiepen weckte mich.
Eines meiner Geschwister zappelte unruhig neben mir. Jetzt merkte ich es auch: Es war kalt geworden. Sofort suchte ich nach dem warmen Bauch unserer Mutter. Doch sie war nicht da.
Zitternd kuschelte ich mich in den Fellhaufen, der aus meinen sechs Geschwistern bestand. Im Moment wollte ich ohnehin nur Schlafen, Trinken und Schlafen. Das ist nicht viel, ich weiß. Aber in den ersten Tagen als Welpe bekommt unsereiner ohnehin noch nicht viel mit.
„Pass doch auf“, knurrte mich einer meiner Brüder von der Seite an, machte mir aber sofort Platz, als ich ihn anstupste.
Zum Glück kam Mama schnell zurück. Kaum lag sie wieder bei uns, suchte ich ihre Wärme und natürlich eine freie Zitze und trank gierig die leckere Milch. Es dauerte nicht lange, da war ich satt und kuschelte mich, die Zitze noch immer im Mäulchen, an den warmen Bauch meiner Mama.
So verging ein Tag nach dem anderen. Schlafen, Trinken, Trinken, Schlafen.
Bis sich am elften Tag etwas veränderte.
Wie immer wachte ich auf, weil ich Hunger hatte. Doch der war plötzlich vergessen, denn ich konnte sehen!
Mama hatte uns schon erzählt, dass das passieren würde. Allerdings hatte ich mir da noch nicht vorstellen können, was sie mit sehen meinte. Als das erste Licht meine Augen traf, erschrak ich kurz. Doch schnell begriff ich, welchen Vorteil es mir brachte.
Das Erste was ich sah, war die große schwarze Nase meiner Mama und ihre Augen, die mich mit liebevollem Blick betrachteten. Zwar war das Ganze noch etwas undeutlich, doch nach und nach stellten sich meine Augen scharf. War das toll!
Jetzt sah ich auch meine Geschwister zum ersten Mal. War das ein bunter Haufen! Keiner sah aus wie der andere. Unsere Zweibeiner, die ich später kennenlernte, sagten, dass wir reinrassige Mischlinge seien. Deswegen wären wir so verschieden.
Nach und nach lernten auch meine Geschwister sehen. Begeistert erkundeten wir unsere Umgebung, lernten zu spielen und rannten uns dabei leidenschaftlich gerne gegenseitig über den Haufen. Wir bekamen gar nicht genug von diesem Spiel, schließlich gab es so viel Neues zu entdecken. Allerdings machte das auch total müde. Ob ich wollte oder nicht, ich schlief viel zu oft ein.
Ich lag gerade mal wieder an Mamas Bauch und ließ es mir mit geschlossenen Augen schmecken, da rempelte mich jemand an.
„Hey, du. Noch nicht fertig?“ Als ich hinsah, grinste mich mein großer Bruder an. Prompt rempelte ich zurück. Traf aber nicht ihn, sondern einen meiner anderen Brüder. Er fiel um, und stieß dabei eine von unseren Schwestern an. Kurz darauf waren wir nur noch ein Welpenhaufen aus Köpfen, Beinen und Bäuchen. Wir lachten und freuten uns, die anderen zu sehen.
Und dann kamen sie in mein Blickfeld.
Die ohne Fell.
‚Menschen‘ nannte Mama sie, oder Zweibeiner, Herrchen und Frauchen. Ein Rüde und ein Weibchen. Das Weibchen gefiel mir besser, sie hatte weichere Vorderpfoten, die nicht so dolle zudrückten. Außerdem roch sie viel besser als der Rüde.
Die beiden Menschen mussten etwas Besonderes sein, denn Mama freute sich jedes Mal und begrüßte sie immer mit dem Klopfen ihrer Rute auf den Boden. Erst ein paar Tage später erkannte ich, dass sie damit wedelte, wenn sie stand. Nur wenn sie lag, klopfte sie auf den Boden, weil in unserem Korb nicht genug Platz für ihre schöne lange Rute war.
„Die Menschen kümmern sich um uns Fellnasen“, erklärte Mama uns. „Sie sind unsere Rudelführer, zumindest meistens. Aber das erkläre ich euch ein anderes Mal. Heute genügt es, wenn ihr wisst, es ist gut, einen Menschen als Freund zu haben.“
Die Zeit verging schnell, weil ich dauernd etwas Neues entdeckte. Meine Geschwister konnte ich inzwischen nicht nur nach dem Geruch auseinanderhalten. Die sahen nicht nur verschieden aus, es klang auch keiner wie der andere.
Ich lernte schnell, die Laute und Geräusche meiner Umgebung meinen Geschwistern, der Mama, den Zweibeinern oder den anderen komischen Dingen zuzuordnen, die ich entdeckte.
Leider durfte ich nicht alles erkunden, was ich sah. Mama holte mich immer wieder zurück zu unserem Schlafplatz. So, wie auch meine Geschwister. Dabei wollten wir doch nur wissen, was das alles war, da außerhalb unserer kleinen Welt.
Immer wieder kletterten wir aus unserem Korb, weil wir außerhalb des Schlafplatzes mehr Spaß hatten.
Meistens fing eines der Mädchen damit an. Sie zog sich über den Rand und lief los. Dann stand Mama auf und holte sie zurück. Doch kaum war sie weg, machte sich der nächste auf den Weg. War Mama mit der ersten wieder da, musste sie los, den zweiten von uns holen. Natürlich lief inzwischen der erste wieder weg und der dritte und vierte liefen auch. War das ein Spaß. Zumindest für uns.
Hin und wieder kam einer von den Zweibeinern und nahm uns nacheinander in seine haarlosen Vorderpfoten. Mama sagte ‚Hände‘ dazu. Seltsamer Name. Wie überhaupt alles bei denen. Die sahen echt komisch aus auf ihren zwei Beinen. Ich frage mich heute noch, wie die das machen. Auf zwei Beinen stehen und sogar damit laufen. Und dabei fallen die nicht ein einziges Mal um. Natürlich habe ich das auch versucht und wollte mich auf meine zwei Hinterbeine stellen. Aber ich bin immer umgefallen. Auf den Bauch, den Rücken - egal, es klappte einfach nicht. Nur wenn ich mich mit den Vorderpfoten abstützen konnte, dann stand ich auf meinen wackeligen Hinterbeinen. Aber nur ganz kurz. An Laufen war da gar nicht zu denken.
„Damit die Menschen euch besser unterscheiden können“, hatte Mama uns eines Tages erklärt, „geben sie euch allen einen eigenen Namen. Merkt euch den Namen gut. Die Menschen werden euch damit rufen.“ Für uns war Mama einfach nur Mama. Aber wenn die Menschen ‚Susi‘ riefen, stand sie sofort auf und ging zu ihnen. Also war Susi der Name für Mama. Und wir sollten auch einen Namen bekommen.
Ein eigener Name. Wau!
Bis jetzt hatten wir immer alles geteilt. Den Schlafplatz, Mamas warmen Bauch, die süße Milch. Wie sich das wohl anfühlte, wenn ich plötzlich etwas hatte, das ganz alleine mir gehörte?
Dann war es soweit. Die beiden Zweibeiner kamen zu unserem Schlafplatz. Natürlich wuselten wir alle durcheinander. Jeder wollte der Erste sein. Obwohl, nicht alle. Einer blieb an seiner Zitze bei Mama und trank in aller Ruhe weiter.
„Sieh dir den an“, sagte der Rüde und zog meinen Bruder vorsichtig von der Zitze weg. Sofort jammerte der, als ob er am Verhungern wäre. „Den nennen wir ‚Balu‘. So wie den Bären aus dem Dschungelbuch. Der ist auch so ein verfressener Geselle.“
„Ja, Balu ist ein treffender Name“, sagte das Weibchen. Dann machte sie ihm ein buntes Ding um den Hals. Sie hielt meinem Bruder - der jetzt Balu hieß - ein kleines, viereckiges Gerät vor die Nase und tippte danach mit ihrem Finger drauf herum. „Ich hab’s, der nächste.“
Balu wurde abgelegt. Sofort wackelte er wieder an eine Zitze.
Als nächstes nahm der Rüde die Schwester hoch, die meistens zuerst aus unserem Schlafplatz kletterte. Sie biss ihm sofort in die Hand und kläffte den Rüden an. Die Menschen lachten und nannten sie ‚Ronja‘. „Wie die Räubertochter“, sagten sie dazu. Auch die neue Ronja bekam etwas Buntes um den Hals gebunden, aber eine andere Farbe als Balu. Wieder hielt das Weibchen das kleine viereckige Gerät hoch, tippte dann mit den Fingern darauf herum, danach wurde meine Schwester wieder abgesetzt.
Nacheinander kamen wir anderen dran. Und jeder bekam eine andere Farbe um den Hals gebunden und das Ding vor die Nase gehalten.
Die eine Schwester nannten sie ‚Toffee‘. Sie war die Einzige, die nur eine Fellfarbe hatte.
Danach ein Bruder, den sie ‚Teddy‘ nannten, weil er so einen runden Kopf und solche Knopfaugen hatte. Keine Ahnung, was die Zweibeiner damit meinten.
Unser ältester Bruder war der Kräftigste. Er ließ sich nicht so einfach in die Hand nehmen. Sein Kläffen brachte die Zweibeiner zum Lachen und ihn noch mehr in Rage. Ihn nannten die beiden ‚Zeus‘.
Neugierig schaute ich zu, wohin die Hand als nächstes wollte. Gerade als sie auf mich zukam, stolperte unser Jüngster wieder einmal über seine eigenen Pfoten, und fiel direkt in die Hand hinein.
„Ach ‚Filou‘, du machst gleich wieder deinem Namen alle Ehre.“ Was dieses Filou mit Ehre gemeinsam hatte, verstand ich nicht.
Dann legten sie ihn ab, direkt neben mich.
So schnell konnte ich nicht ‚Wuff‘ sagen, da hielt mich die Hand umfasst und hob mich hoch.
Ich bekam ein lila Ding um den Hals gebunden, das viereckige Teil wurde auch mir vor die Nase gehalten. Neugierig schaute ich beide an. Welchen Namen hatten sie sich für mich ausgesucht?
„Dich nennen wir ‚Trixi‘. Der Name passt gut zu dir.“
Das riesige Gesicht des Weibchens kam auf mich zu. Ich roch ihren Atem und noch so viel anderes. Spürte ihre Lippen auf meinem Kopf.
Und dann kam es über mich.
Egal was ich traf, ich musste es ablecken. Deutlich spürte ich meine Rute, wie sie an meinem Po ein Eigenleben bekam und gar nicht aufhören wollte zu kreiseln. Meine Beinchen strampelten von ganz alleine.
„Hey. Du bist ja eine ganz Wilde“, hörte ich sie sagen, dann wurde ich zu meinen Geschwistern gesetzt.
Noch lange spielten wir zusammen und riefen uns dabei mit unseren neuen Namen.
„Sieh dir das an. Sieben auf einen Streich! Schade, dass wir nicht alle behalten können“, hörte ich den Rüden sagen.
Dann ließen sie uns wieder mit Mama alleine.
Neuveröffentlichung:
Seit 15.06.2025 - Über Brücken
Kurzgeschichte in einer Anthologie. hier erhältlich: Amazon
Der gesamte Erlös aus dem Verkauf geht zugunsten der Sternenbrücke Hamburg e.V.
Sternenbrücke Hamburg
Klappentext:
Unglaubliches kann auf oder unter Brücken passieren. Dreiundzwanzig Autorinnen und Autoren haben sich diesem spannenden Thema gewidmet. Da wird mutig gekämpft, hoffnungslos gemordet, sehnsüchtig geliebt oder mit magischer Nadel gestrickt. Ein verängstigtes Kind irrt durch Venedig, ein Raumschiff fliegt durchs Weltall. Fremde Welten öffnen sich, wenn Menschen zueinanderfinden, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben. Zeit eilt mit dem Leser zurück oder voraus. Wir erleben, wie Menschen schwere Entscheidungen treffen, um alle Grenzen zu überwinden. Der Weg ist nicht immer leicht, aber es lohnt sich zu kämpfen.
Da nicht nur die Autorinnen und Autoren, sondern auch die Lektoren, Korrektoren und die Cover-Designerin ihre Dienste ohne Honorar in die gute Sache gestellt haben, geht der Erlös ohne jeden Abzug an das Kinder-Hospiz Sternenbrücke
Seit 20.02.2025
Nur bei der Autorin erhältlich:
Der kleine Goblin und das Mondscheinfest
Märchenhafte Fantasy-Geschichte ab 8 Jahre geeignet.

